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2006
Interaktive Visualisierung der II. Symphonie von Gustav Mahler

Lesepartitur

Ausgewählte Szenenbilder mit einer Beschreibung von Johannes Deutsch


1. Satz
Allegro maestoso. Mit durchaus ernstem und feierlichem Ausdruck.

„Todtenfeier“
Am Sarg des Helden aus Mahlers 1. Sinfonie: titanenhaftes Ringen eines Kolossalen, sein Geschick, sein Aufbäumen und Unterliegen –

dunkle Blöcke ziehen majestätisch entlang eines unsichtbaren Spaliers. Steinerne Platten lasten über allem. Zaghaft schimmert es nochmals aus dem Inneren der Objekte, ehe die Last der Platten alles in Bewegung bringt und schließlich erdrückt.
Dann die Aporie des Todes als unauflösbarer Kontrast zwischen Farben und Formen.

Die letzten Fragen umfangen das Herz: das Beil des Nichts? Der Trauermarsch straft den Jubel des Entkommens.

Die Blöcke sind in Strahlenformationen entschwunden: Flirren, ein letztes Erheben, Versinken.
Am Ende verschränken sich die Objekte und verstellen den Blick auf das Dahinter.


2. Satz
Andante moderato. Sehr gemächlich. Nie eilen.

Tanz – Erinnerung – Liebe
Mahlers Interludium, anmutig bewegt: wie ein Sonnenblick rein und ungetrübt macht es fast vergessen, was eben geschehen war. Eine Melodie umspielt die andere –

aus Formationen sind rund tanzende Figuren geworden, immer neu und reich umschlungen im Wechselspiel. Schmuck, glänzend und mit kunstvollen Umwindungen treten sie als Gruppe auf.

Die Romantik unterbricht für einen kurzen Moment den stimmungsinhaltlichen Gang vom 1. bis zum 5. Satz. Delikat scheint die Musik am Ende stehen zu bleiben, um der Erinnerung nachzusinnen –

im Glissando entäußern sich die schwelgenden Figuren ihrer funkelnden Elemente.


3. Satz
In ruhig fließender Bewegung.

Peripetie
Wie im griechischen Drama wird hier die Wendung im Leben des Helden gesehen. Aus dem wehmütigen Tanz ist ein nie enden wollendes unverständliches Perpetuum mobile geworden.

Der Reigen der Figuren schlingert getrieben vom wühlenden Fluss der Welt.

Immer präsenter wird der Klang des verzerrenden skurrilen Humors und kippt schließlich in sinnlose Lustigkeit.

Immer neue Verrenkungen werden geboten, redundant wie eine Predigt, aber folgenlos weil ungehört.

Nur kurz durchglänzt eine singende Stimmung die Welt, bevor sich die Abkehr vom sinnlosen Selbstlauf im „Aufschrei des Ekels“ Gehör verschafft.

Vibrieren nicht fließen – von der Erschütterung zerrissen und überdehnt wehen die Figuren gleich Fetzen in der Weite.

Am Ende ist der schöne Klang verzerrt –

im Irrlicht wird die Bewegung der Formen immer steifer.


4. Satz
„Urlicht“ Sehr feierlich, aber schlicht.

Atem holen
Was bleibt vom letzten Aufgebot? Eine schlichte und stete Bereitschaft in der Überzeugung zu wachsen und die Dinge zu ordnen.

In der Identität von Klang, Wort und Raum – ziehen die Objekte bedächtig ihre Bahn. Ein Kontinuum, welches das Licht wie die tief Luft holende Brust im Raum ausdehnt.


5. Satz
Im Tempo des Scherzo. Wild herausfahrend – Langsam. Misterioso

„Lux lucet in tenebris“
Zurück kehren die Fragen, aber jetzt treten sie auf wie Beben. Während die ersten drei Sätze vom Leben und Einsatz von Mahlers Helden erzählten, richtet sich im 5. Satz alles auf die Entfaltung des inneren Geschehens.

Dazu weitet sich der Horizont der virtuellen Welt. Die individuellen Ausdrucksformen der Objekte waren vom 1. bis zum 3. Satz derart in einer Gruppe orchestriert, dass die ganze Bewegung der Musik reflektiert werden konnte. Aber im 5. Satz führen alle Objekte eine gemeinsame und eben innere Bewegung aus. Sei diese Bewegung nun als Schrecken, Sehnen oder Hoffen zu verstehen, immer setzt sie alle Objekte mit dem imaginären Gegenüber in Beziehung.

Dabei stürzt uns die Musik wie über Kaskaden in Entsetzen, setzt Tonwellen frei, welche Klänge und Bilder erzeugen bis an die Grenzen der Vorstellung.

Angesichts solcher Visionen tritt die Bedeutung der äußeren Erscheinungsform des einzelnen Objektes als Pendant der Musik in den Hintergrund. Die Objekte vereinsamen und versinken im eigenen Raum. Erst in ihrer Entgrenzung, in ihren Mutationen und in ihrer Vervielfältigung erlangen die Objekte jenes Potenzial, das sie benötigen, um den Hördimensionen dieser Musik visuell zu entsprechen.


Übertritt in die Gewissheit
Nach dem Großen Appell und dem Verstummen des Totenvogels wechselt die Musik – das zuvor Gehörte hinter sich lassend – in eine andere Sphäre der hymnischen Töne.

Die Objekte erscheinen als ihr eigenes Inneres, als Seelen „verschweben“ sie fortan in Scharen.

Getragen von den immensen Steigerungsraten der Musik –

werden die Farben und Formen der virtuellen Welt raumgreifend und intrusiv. Die Verteilung im Raum der Dreidimensionalität gerät in Bewegung.
Elemente gleiten wie Wellen eines glitzernden Meeres. Formen scheinen aus der berückenden Nähe gesehen, zu Licht zu schmelzen. Doch zuletzt und im Rang einer Apotheose zieht unser Auge selbst durch die Weiten der virtuellen Welt – Jubel überglänzt Rauschen.


Veranstaltung, Ort: Kölner Philharmonie

Werkegruppe Mahler II Ars Box Entwicklung